Freitag, 23. Mai 2014

Zum Tag des Grundgesetzes

Ganz unbefangen und ohne nicht haltbare Neuanfangsversprechen im folgenden ein kleiner abendlicher Text zum heutigen Tag:

Die Würde des Menschen ist unantastbar. Ich lasse mir diesen schönsten aller Artikel aus dem sprachdurchströmten Reich der Normen im Geist zergehen. Ich spreche ihn wieder und wieder und ich koste die Worte. Dann fährt mir ein Schauer über den Rücken, steigt zum Kopfe auf; dann bin ich mitgerissen von diesem strahlenden, herrschenden, fordernden, weltverwandelnden Wundersatz. Und dann lebe ich, mit jeder Faser meines begeisterten, aufschäumenden Verstandes ein Leben im Sinne der Würde. Denn ein Gesetz überzeugt nicht allein durch die Wahrheit seiner Begründung und die Macht seiner Bedeutung, ein Gesetz überzeugt auch durch die Feinheit seiner Formulierung und durch die Anmut seiner Ausdrucksweise.
Eine glänzende Eleganz der Ewigkeit umschwebt diesen ersten und größten Satz der deutschen Gesetze, den wir heute und alle Tage zu ehren berufen sind.

Es sei an dieser Stelle dem Lesenden noch die Lektüre der wunderbaren Rede von Navid Kermani anempfohlen. Über den Paradoxcharakter der Unantastbarkeit lasst sich unergründlich und gleichsam grundlos streiten, möglicherweise werde ich jenem Aspekt kommend ein wenig Aufmerksamkeit widmen.