Dienstag, 10. Januar 2012

Schatten in der Zunkunft

Wer sich derlei Dokumentationen über den grausamen Coltanabbau im Kongo ansieht oder bloß die Wikipediaartikel zur Thematik "Ölreserven" und "Peak-Oil" liest, wer daraufhin ein wenig ins Nachdenken gerät, der mag zur Meinung gelangen, dass all unsere Zivilisation und gerade unsere aus dem Leben der ersten Welt kaum noch wegzudenkenden Computer letzendlich auf finiten Ressourcen basieren. Wenn also eine Einsicht in die Endlichkeit und den möglichen Verzicht gewährt wird, dann kann dies, und so ist es bei mir der Fall, zu zweierlei Stimmungen führen. Einerseits, eine geradezu erschreckend zukunftsunsichere, sich an die persönliche Gegenwart klammernde tendenziell depressive Verstimmung, andererseits eine maßlose Wut über die von Gier und momentfokussiertem Denken bestimmten Entscheidungen der Wirtschaft und Politik. Das von Axel Honneth beschworene "Band des Fortschritts" in der Geschichte könnte abrupt und mit gewaltiger Brutalität abreißen, wenn wir feststellen, dass jahrelang keine Vorsorgen für den Moment, in dem die industrielle Zivilisation ihren Scheitelpunkt findet, getroffen wurden. Letztendlich ist klar, wie unhaltbar besonders in technischer Hinsicht unsere Lebenswelt langfristig sein muss, letztendlich ist klar, dass wir irgendwann den Bürgern der dritten Welt erläutern werden müssen, weshalb sie nicht mehr in den Genuss bestimmter Konsumgüter kommen können, ohne den Planeten für die Menschheit vollkommen zu zerstören.

Wie aber wollen wir mit einer Zukunft, in der ein Sturm sondergleichen heraufziehen könnte, umgehen? Mit einem gnadenlosen Optimismus, darauf beharrend das entweder unerkannte Vorräte nutzbar gemacht werden können, die einen Scheitelpunkt der Zivilisation in ferne Zeiten verschieben, oder mit einer treibenden Furcht, die uns zum Protest und zu Vorbereitungen auf ein nachindustrielles Leben führt? Mit einer zweigespaltenen Lebensweise, die sich zumindest ihrer Existenz auf Kosten der Zukunft der eigenen Kinder, ihrer Existenz die schon in 30 Jahren radikalem Wandel unterworfen sein kann, bewusst ist? Man antworte mir.

Nach wie vor bin ich, derzeit drittere Variante lebend, der bereits hier zum Ausdruck gebrachten Ansicht, dass sich im Falle eines Falles unser technischer Fortschritt auf die Medizin, Bildung und überhaupt auf die unmittelbare Sicherstellung von Menschenrechten beschränken sollte, was mit ein Ende des grenzenlosen, kapitalbasierten Konsums mit sich brächte. Wie steht der Leser dazu?